In den rasch anwachsenden Großstädten um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine
solche funktionierende Sozialkontrolle nicht mehr. Die bedauernswerte Lage von
Dienstmädchen, denen man nicht helfen konnte, ohne seine eigene Situation zu
verschlechtern, wurde nicht nur in diesem, sondern in etlichen Liedern aus dieser Zeit
lächerlich gemacht. In diesen Liedern erscheinen die Frauen als zu gutgläubig, zu dumm,
zu eitel und das Tun der jungen Männer, die sich unredlich und grausam verhalten,
wird oft geradezu als Folge des Vertrauens dargestellt, das die Frauen ihnen
entgegenbrachten. Das entlastete die Täter und gab die Opfer der Lächerlichkeit
preis.
Eine im Wortlaut völlig verschiedene Version der Geschichte erschien 1920 bei Schwarze
in Dresden als dritter Text in: Der lustige Bänkelsänger. Eine Sammlung der
effektvollsten Schauerballaden und Mordgeschichten, 3., bedeutend erweiterte Auflage.
Ob die Schauergeschichte von Sabine bereits in der 1. Auflage der Sammlung enthalten
war, die 1913 bei Neumann in Dresden herauskam, ist heute nicht mehr festzustellen.
Dieser Version fehlt völlig die Komik der Fassung aus den Musenklängen. Hier
wird nur unbeholfen »einer wahren Begebenheit nacherzählt,« in Versen wie:
»Zwei silberne Eßlöffel aus dem Schranken/ Stahl sie für ihn ohne schlechte
Gedanken.« Oder: »Gelegt ward der Verbrecher nun in Ketten;/ ’s gab im Gefängnis
keine Federbetten,/ Ein Bund Stroh, eine alte Bank, drauf saß er,/ Ein Krug
mit Wasser, trocknes Brot, das aß er.« Anscheinend vertrieb der Verlag die
in der Sammlung angebotenen Texte und Bilder auch als Einzelblätter zum
Verkauf für Vortragskünstler oder Vereinsabende. Einige Titel sind nur kurz
charakterisiert, aber nicht abgedruckt. Hier die entsprechende Angabe zu unserem
Lied:
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